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Behinderte in Hauskreisen

Von Dr. Gyburg Beschnidt:
Zuerst veröffentlicht in Praxis der Verkündigung 2/2000

In vielen Gemeinden gibt es körperlich und geistig behinderte Menschen, manchmal Gemeindeglieder, manchmal Freunde. Was wir "Behinderung" nennen, ist dabei sehr unterschiedlich. (Darum werden nur sehr allgemein Hinweise gegeben, wie Behinderte in Hauskreise einbezogen werden können.) Behinderte sind leider von vielen Aktivitäten unserer Gemeinden ausgeschlossen. Manchmal können sie aufgrund ihrer Behinderung nicht an Veranstaltungen der Gemeinde teilnehmen, manchmal sind es aber auch Barrieren seitens der Gemeinde, die verhindern, dass Behinderte sich aktiver am Gemeindeleben beteiligen. Aber es ist viel leichter, jemanden in eine kleine Gruppe einzubeziehen als in den Gottesdienst am Sonntag. Darum sollten sich die Verantwortlichen in den Gemeinden bemühen, Behinderte in die Kleingruppen einzugliedern.

Sicher wissen wir um den Anspruch Gottes, dass wir uns um Bedürftige kümmern sollen. Das hat nicht nur Jesus Christus gepredigt und praktiziert, sondern es ist schon ein Anspruch des Alten Testamentes an das Volk Gottes. Aber oft wird gezögert, einen behinderten Menschen in die eigene Gruppe einzuladen: "Natürlich soll sich die Gemeinde um Behinderte kümmern, aber doch nicht in unserer Gruppe." Manchmal gibt es auch ganz viele praktische Probleme, dass man eigentlich keine Behinderten haben möchte. Manchmal funktioniert die Verdrängung so gut, dass keiner in der Gemeinde je auf die Idee gekommen ist, einen behinderten Menschen einzuladen. Dabei sind viele behinderte Menschen sehr glücklich, wenn sie in eine Gemeinschaft aufgenommen werden. Durch die Behinderung sind viele isoliert. Durch die Gemeinschaft mit nicht behinderten Menschen werden Behinderte herausgefordert und können sich entwickeln. Oft sind auch die Familien sehr dankbar, denn ein behindertes Kind ist eine Belastung, die oft noch durch die ablehnende Haltung der Umwelt schwerer gemacht wird: Eine Gemeinschaft zu finden, die Behinderte akzeptiert und integriert, ist fast ein Wunder. Die Familien sind außerdem für jede "Entlastung" dankbar, und sei auch nur, dass sie einen freien Abend haben.

Es gibt allerdings einige Verhaltensregeln zu beachten:

  1. Vor einem Treffen der Gruppe mit dem Behinderten sollte sich ein Verantwortlicher genau über die Behinderung bei der Person und deren Betreuer informieren. Was kann die behinderte Person? Was kann sie nicht? Z.B. bei einer blinden Frau: Kann sie eine Bibel in Blindenschrift lesen oder müssen alle Texte vorgelesen werden? Muß sie abgeholt werden? Welche Hilfestellung muß die Gruppe leisten? Bei körperlich Behinderten: Kann die Person allein zur Toilette gehen oder braucht sie jemand, der ihr hilft? Muß eine Krankenschwester im Hauskreis sein, die eventuell eine Diabetesspritze geben kann? Muß auf andere Medikamente geachtet werden, die pünktlich eingenommen werden müssen? Gibt es bestimmte Lebensmittel, die für die behinderte Person verboten sind? Manchmal ist ja die Freude über die schöne Gemeinschaft und den selbstgebackenen Kuchen so groß, dass man glatt vergisst, dass man Diabetes hat! Die verantwortliche Person sollte so genau wie möglich nach den Bedürfnissen fragen und sich darüber auch Notizen machen, die dann auch an andere im Kreis (!) weitergegeben werden können.
  2. Bevor der Behinderte in die Gruppe eingeladen wird, sollte auch die Bereitschaft der Gruppe besprochen werden, einen Behinderten in die Gruppe aufzunehmen. Das ist sicher leichter, wenn man genau weiß, welche Verpflichtungen die Gruppe damit eingeht. Es ist wichtig, dabei ehrlich und offen die möglichen Probleme anzusprechen. Es ist besser jetzt, dem behinderten Menschen und seinem Betreuern zu sagen: "Wir können das nicht leisten." als dann nach einem halben Jahr das dem Behinderten zu sagen, der bereits Beziehungen zu der Gruppe aufgebaut hat. Behinderte und Betreuer wissen das und haben Verständnis für eine ehrliche, negative Antwort. Allerdings sollte es sich die Gruppe dabei nicht zu einfach machen. Wenn es zum Beispiel nicht möglich ist, sich mit einem Rollstuhlfahrer in einer Wohnung im zweiten Stock zu treffen, kann man sich vielleicht in der Wohnung des Rollstuhlfahrers treffen oder an einem anderen leichter erreichbaren Ort. Wenn ein geistigbehinderter Menschen abends zu einer bestimmten Zeit im Wohnheim sein muß, kann man vielleicht das Treffen eine halbe Stunde früher beginnen lassen und jemand fährt ihn oder sie nach Hause.
  3. Viele Probleme in der Gruppe kann man verhindern, wenn das Zusammensein von zwei Richtlinien von Anfang an geprägt ist: Rücksicht und klare Grenzen. Sicher muß die Gruppe auf den behinderten Menschen mit seinen besonderen Bedürfnissen Rücksicht nehmen. Z.B. muß es klar sein, dass Medikamente gegeben werden. Sonst ist es besser zu sagen: "Heute ist Angelika nicht da, da sie im Krankenhaus arbeitet. Keiner von uns kann Dir die Spritze geben. Heute kannst Du leider nicht kommen." Auch wenn es zunächst schwer fällt, werden alle Beteiligten für die Verantwortlichkeit in der Gruppe dankbar sein. Aber auch der Behinderte muß Rücksicht auf die Gruppe nehmen. Manchmal ist es nötig, klare Grenzen auch auszusprechen, die wir sonst als selbstverständlich voraussetzen, besonders bei geistigbehinderten Menschen.. Z.B. "Ich freue mich, dass das Thema Dich so interessiert. Ich möchte jetzt auch die Meinungen der anderen hören." "Wir beten erst, bevor wir mit dem Essen anfangen." Dabei sollte man erwachsene Behinderte nicht wie Kinder behandeln, aber sie immer wieder liebevoll an Regeln erinnern, auch wenn Behinderte länger brauchen, uns selbstverständliche Regeln lernen. Behinderte spüren, ob jemand es gut mit ihnen meint und sie geben sich oft große Mühe, Regeln zu befolgen.

Zum Schluß ein persönliches Wort: Herzlichen Dank den behinderten Menschen in unseren Gemeinden! Mein Leben wäre um vieles ärmer ohne sie! Herzlichen Dank dem mongoloiden Mädchen, dass mich Fremde einfach umarmt hat, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass es "Fremde" in der Gemeinde gibt. Herzlichen Dank dem jungen Mann, der mir mit seinem Gottvertrauen Mut gemacht hat, weil er jeden Tag die "Abenteuer" auf seiner Arbeitsstelle bewusst mit Gottes Hilfe bestanden hat. Herzlichen Dank der geistig behinderten Frau für ihre Liebe zu Gottes Wort, die mich berührt hat, weil sie sich eine halbe Stunde Zeit nahm, um die zwei Bibelverse in der Losung zu entziffern. Herzlichen Dank den jungen Männern für ihre Begeisterung, einen missionarischen Hauskreis in einem Haus für betreutes Wohnen gründen wollen. Ihr habt mit gezeigt, dass ich oft gehindert werde, Dinge zu tun, die Ihr als "Behinderte" viel besser macht als ich.

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