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Wozu brauchen Christen Weiterbildung?
Auf der Suche nach Weisheit

Von Dr. Peter Lincoln, Studienleiter des Kirchröder Turms:
Zuerst veröffentlicht im Bildungskalender 2. Halbjahr 2001

Zurzeit genießt die Fernsehsendung "Wer wird Millionär?" nicht nur in Deutschland eine große Beliebtheit. Der Gedanke "Nur die richtige Antwort auf 15 Fragen trennt diese Person von ihrer Million!", scheint die Zuschauer anzuziehen. Oder vielleicht der Traum, selbst dort zu sitzen und Geld zu gewinnen. Wer diesem Traum verfällt, sieht die Möglichkeit greifbar nahe, auf einmal reich zu werden ..., bis man von der Realität wachgerüttelt wird, nicht mal die 400-Mark-Frage beantworten zu können!

Kann es sein, dass sehr viele Christen in unserem Land schon auf einem Vermögen sitzen und einfach nicht ahnen, wie reich sie sein könnten? Die Zahl der Menschen, die seit Anfang des Jahres den Bibelvers "In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis" zumindest gelesen haben, muss bestimmt schon weit über eine Million liegen. Diejenigen unter ihnen, die sich als überzeugte Christen bezeichnen, würden die Wahrheit der biblischen Aussage gar nicht in Frage stellen, sondern zustimmen, dass sie sich tatsächlich durch ihren Glauben in dichter Nähe zu einem unendlichen Schatz befinden. "Alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis" - das könnte nicht umfassender sein. Alles, was in diesem Leben wissenswert ist und zur Wahrheit gehört - all das liegt in Christus verborgen.

Doch wenn wir sie - und uns - fragen würden, wie viel von diesem Grundvermögen auf dem laufenden Konto unseres alltäglichen Lebens erscheint, wäre die Antwort wahrscheinlich recht bescheiden. Aber wie finden wir den Zugang zu diesem Schatz?

  • Einige würden als Antwort Jak 1, 5 zitieren: "Wenn einer von euch an Weisheit mangelt, dann bitte er Gott ...", und womöglich mit dieser Bibelstelle andeuten wollen, wir müssten nur etwas intensiver glauben, wenn wir weiser werden möchten.
  • Andere würden 1. Kor 13, 12 vorziehen: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht ...", um damit zu belegen, dass uns in diesem Leben so viel Weisheit gar nicht zusteht.
  • Spätestens jetzt würde sich aber noch eine andere Gruppe mit der Antwort melden: Wer weise werden möchte, muss sich weiterbilden! Nur so kommt man an die Schätze, die uns durch Christus gehören.

Hat diese Gruppe von Christen - und dazu gehören hoffentlich nicht nur die Bildungsträger unseres Bundes - auch biblische Unterstützung für den Aufruf, sich weiterzubilden? Nehmen wir den Petrus als Fallbeispiel. Um seinen Beruf als Fischer ausüben zu können, war er sicherlich einige Jahre in der Lehre, vielleicht bei seinem Vater oder einem anderen Verwandten, bis er selbstständig arbeiten konnte. Ob er mit seinem Beruf unzufrieden war oder ob es ihm leid tat, so viele Steuern an die Römer zu zahlen, wissen wir nicht. Wir lesen nur, dass er sofort bereit war, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, als Jesus eines Tages vorbeikam und ihn rief. Um Menschenfischer zu werden (Mt 4, 19), war aber eine intensive Umschulung notwendig: drei Jahre lang theoretischer Unterricht mit den anderen elf Jüngern; mindestens ein Praktikum, wo sie paarweise in die Dörfer geschickt wurden, um zu predigen; manch Anschauungsunterricht in der Kleingruppe mit Jakobus und Johannes zusammen; und dann noch einige Einzelgespräche dazu, um das Gehörte zu vertiefen!

Fertig war Petrus nach diesen drei Jahren noch lange nicht. Er war nicht mal in der Lage zu verstehen, warum Jesus sterben musste. Zum Grundkurs sollte noch etwas dazu kommen: die umwerfende Entdeckung, dass Jesus auferstanden ist, und dann die Erfahrung am ersten Pfingsttag, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden. "Jetzt habe ich wohl endlich ausgelernt", dachte er wohl. "Durch eine Predigt 3000 Menschen zum Glauben geführt - wenn das kein Menschenfischer ist!" Kurze Zeit später sollte er aber wieder feststellen, dass es mit dem Lernen noch weiterging, diesmal mit der Hilfe einer Vision und einer Begegnung mit einem römischen Hauptmann.

Wenn wir genauer hinsehen, zeigt uns das Beispiel Petrus, dass alle drei Gruppen mit ihren Antworten zum Teil Recht hatten. Weiterbildung ja, auch wenn es ein jahrelanges intensives Studium kostet. Aber ohne Gottes Einwirkung, ohne dass er uns durch seine Gnade die Augen öffnet, bringt die Bildung wenig Frucht. Und das andere stimmt auch: Hier auf dieser Erde hat unsere Weisheit deutliche Grenzen; ausgelernt haben wir nie ...! Die dritte Antwort ist aber der einzige Weg, den wir aktiv beeinflussen können.

Die Augenblicke der Offenbarung kommen aus heiterem (oder öfter noch aus düsterem) Himmel und können nur mit dankbarem Herzen und offenem Verstand angenommen werden. Die Tatsache, dass unsere Erkenntnis begrenzt bleibt, bewahrt uns in einem Grundzustand der Bescheidenheit. Aber Weiterbildung - das liegt nur an mir. Da muss ich aktiv werden. Und da habe ich den Eindruck, dass wir als Christen am Anfang des neuen Jahrtausends noch sehr viel zu tun haben.

Eine neue und auch wichtige Betonung auf den Erfahrungsaspekt des Glaubens zusammen mit der längst fälligen Entdeckung in den letzten Jahren, dass sich ein zu großer Teil unseres Christseins im Kopf abspielt, bringen uns langsam in die Gefahr der Passivität. Lernen ist nicht mehr im Trend, sondern eher Erleben, Spüren und Fühlen. Was können wir lernen, damit etwas mehr von der unendlichen Weisheit, die in Christus enthalten ist, in unserem Denken und Leben und Fühlen umgesetzt wird? Dazu vier kurze Antworten:

  1. Ich brauche Weiterbildung, um Gott und seine Offenbarung besser zu verstehen. Wenn es darum geht, uns beruflich weiterzuentwickeln, sind die meisten von uns bereit, uns anzustrengen und auch komplizierte Sachzusammenhänge mit unserem Verstand zu begreifen. Wir haben das Gefühl, es hilft uns, die tägliche Arbeit effektiver zu gestalten, und hoffen, dass wir dadurch Chancen auf eine besser bezahlte Stelle bekommen. Im persönlichen Christsein und im Gemeindeleben suchen wir oft den Ausgleich dazu, "schonen" den Verstand und wünschen uns Erfahrungen der Gemeinschaft oder der Stille, die uns durch den harten Alltag durchtragen sollen. Dabei übersehen wir manchmal, dass ein tragender und langfristig haltender Glaube einen Tiefgang braucht, der ohne "Lernarbeit" nicht zu erreichen ist.
    Die Offenbarung Gottes in der Bibel ist ein Schatz, der auf sehr unterschiedliche Art und Weise ausgegraben werden kann. Diese 66 Bücher wollen erforscht werden, und das muss nicht langweilige theologische Arbeit bedeuten. Ich kann mich in Bibelstunden, auf Wochenendkursen oder im Einzelstudium intensiv mit diesen Schriften auseinander setzen. Wie wird dieses Buch aufgebaut? Welches Hauptthema vermittelt der Verfasser? Wie vergleicht sich das mit anderen biblischen Büchern, die ich kenne? Dabei können Begeisterung und Entdeckerfreude entstehen, die meinen Blick in eine andere Richtung lenken - weg von den Kreisen, in denen meine Gedanken sich manchmal endlos drehen, hin zu dem Gott, zum Schöpfer des Universums. Ich kann Einkehrtage in meinem Terminkalender einplanen, an denen ich viel Zeit habe, kleine Teile der Bibel zu meditieren; ich kann aber auch durch Bibliodrama oder mit der Hilfe der Erzählfiguren einen neuen Zugang zu biblischen Texten finden, der mir hilft, seine Inhalte besser auf mein Leben und meine Persönlichkeitsstruktur zu übertragen.
  2. Ich brauche Weiterbildung, um mich selbst besser kennen zu lernen: Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis gehören eng zusammen. Der Gott, der mich "durch und durch kennt" (Ps 139, 1), leuchtet mit seinem Geist in mein Leben hinein, damit ich im Laufe der Zeit meinen unbewussten Trieben und unreflektierten Persönlichkeitsmustern immer weniger ausgeliefert bin. Es ist vielen Naturwissenschaftlern in den letzten 100 Jahren deutlich geworden, welch eine große Rolle der beobachtende Forscher bei jedem Experiment spielt. Genauso spielt meine Biografie eine wesentliche Rolle, wenn ich einen Bibeltext lese, wenn ich bete oder wenn ich mit anderen Menschen über den Glauben rede. Je mehr ich die Zusammenhänge des eigenen Lebens begreife, desto sinnvoller werde ich mein Christsein gestalten können.
    Auch hier gibt es eine Vielfalt der Lernmöglichkeiten: Bücher, seelsorgerische oder therapeutische Begleitung, Seminare zu Persönlichkeitsfragen u.v.m. Für die persönliche Weiterentwicklung im Glauben werden m.E. neben den Angeboten der Gemeinde Kurse über ein Wochenende oder mehrere Tage immer mehr an Wichtigkeit gewinnen.
  3. Ich brauche Weiterbildung, um die Zeit besser zu verstehen, in der ich lebe: In den 80er Jahren beschrieb John Stott in seinem Klassiker "Christsein in den Brennpunkten der Zeit", welche enorme Bedeutung die christliche Botschaft für politische und ethische Fragen unserer Zeit beinhaltet. Heute breitet sich in diesem Bereich eine gewisse Resignation aus. "Wenn ich nicht mal in der Lage bin, die vielen Möglichkeiten meines neuen PCs zu nutzen, wie soll ich hoch komplizierte Bereiche wie Gentechnologie und die Schuldenlast der Dritte-Welt-Länder durchschauen?" Je älter wir werden, desto stärker schleicht sich der Gedanke ein: "Das werden wir nie kapieren, also überlassen wir es unseren Kindern."
    Aber das, was unserer Welt und vor allem der jüngeren Generation bei der rasanten Zunahme an Wissen und Kommunikationsmöglichkeiten fehlt, ist eben die Weisheit, von der in unserer Jahreslosung die Rede ist. Die Menschheit kann zwar die biologische Entstehung des Lebens immer besser durchleuchten, aber was das Leben sinnvoll macht, bleibt ein Rätsel. Wollen wir dieser Welt sich selbst überlassen, ohne Orientierung?
  4. Ich brauche Weiterbildung, um anderen besser zu helfen: Heute wird mehr denn je nach dem ehrenamtlichen Einsatz gefragt. Wo früher qualifizierte hauptamtliche Mitarbeiter einen Großteil der Betreuung von Menschen abdeckten, die suchtgefährdet sind, therapeutische oder seelsorgerliche Unterstützung brauchen oder sich am Rande der Gesellschaft finden, müssen heute wegen der angeblich immer knapper werdenden Mittel für diakonisch-soziale Arbeit zunehmend Ehrenamtliche in die Bresche treten. Ob dies langfristig eine adäquate Lösung für die Nöte unserer Mitmenschen darstellt, kann an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Fest steht lediglich, dass Ehrenamtliche ohne Weiterbildung in irgendeiner Form diesen Aufgaben kaum gewachsen sein werden.

Christliche Bildung wird Menschen helfen, nicht nur ihr Leben effektiver und sinnvoller zu gestalten, sondern sich mit ihrem Leiden und mit ihren Grenzen zu versöhnen - und dadurch Anderen in ihren Nöten besser dienen zu können.

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Dr. Gyburg Beschnidt; Missionarische Gemeindedienste im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
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